EIN PLATZ FÜR ALLE

Grußwort

Liebe Münchnerinnen und Münchner,

Neuangekommene und Alteingesessene,

seit Monaten kommen Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer aus immer mehr Krisen- und Elendsregionen in unsere Stadt. Diesen Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung nach oft traumatischen Erfahrungen bei uns Schutz und Geborgenheit suchen, eine menschenwürdige Aufnahme zu bieten, ist für mich ein selbstverständliches Gebot der Menschlichkeit. Deshalb erfüllt mich die Welle der Hilfsbereitschaft, mit der viele Münchner Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Verbände und Unternehmen sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, mit großer Freude und Dankbarkeit. Und insbesondere begrüße ich daher auch das Straßenkunst-Projekt „Ein Platz für alle“, das die Mohr-Villa zusammen mit vielen Partnerinnen und Partnern vor der Bayernkaserne organisiert.

Die dortige Erstaufnahme-Einrichtung liegt ja nicht gerade im Herzen der Stadt. Von einer großen Mauer und mehreren Ausfallstraßen umgeben, besteht hier durchaus die Gefahr, dass man sich einander fremd bleibt: die einen, für die es schwierig genug ist, sich in dieser ersten Durchgangsstation an ihrem Zufluchtsort München zurechtfinden zu müssen; und die anderen jenseits der Mauer, die nicht genau wissen, wer in der Bayernkaserne wie lebt. Einen vorbild­lichen Brückenschlag schafft da die Initiative, auf dem städtischen Vorplatz der Bayernkaserne einen „Platz für alle“ zu gestalten; einen Platz, auf dem echte Willkommenskultur durch Begegnung auf Augenhöhe gelebt wird. Über Sprachbarrieren hinweg hilft dies auch Vorurteile zu überwinden. Münchner Bürgerinnen, Bürger und Flüchtlinge, Künstlerinnen, Künstler und Neugierige, Jung und Alt, Einheimische und „Zuagroaste“ sind herzlich eingeladen, teilzu­haben an diesem zweitägigen Straßenkunst-Ereignis und vor allem auch selber mitzumachen. Das vielfältige Programm reicht vom Guerilla-Stricken über Open Mike und Breakdance bis hin zur spektakulären Bemalung der Außenmauer.

So wird einmal mehr deutlich: München ist und bleibt eine bunte Stadt, die niemanden ausgrenzt und Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung, als Chance und Motor für eine aktive Zivilgesellschaft sieht.

Gerne habe ich die Schirmherrschaft für das Projekt „Ein Platz für alle“ übernommen, sage der veranstaltenden Mohr-Villa, den Unterstützern und aktiven Platzgestaltern meinen herzlichen Dank. Sie alle setzen ein ermutigendes, leuchtendes Zeichen des solidarischen Miteinanders und bekräftigen damit auf eindrucksvolle Weise Münchens Ruf als „Weltstadt mit Herz“!

Ihr

Dieter Reiter

Das Kulturzentrum Mohr-Villa engagiert sich seit zwei Jahren für Flüchtlinge, die in der Bayernkaserne leben. So findet regelmäßig ein Austausch statt in der Kunstwerkstatt „Mohr-Villa trifft Flüchtlinge“ und bei dem Projekt „Mohr-Villa goes Camp: Theater ohne Worte“, ein Pantomime-Nachmittag für Kinder und Familien.

2014 initiierte die Mohr-Villa unter dem Titel „Mohr-Villa goes Camp: Ein Bild als Brücke“ eine künstlerische Intervention direkt an der Außenmauer der Bayernkaserne (Camp). Hier entstand in Zusammenarbeit mit der Münchner Künstlerin TOOZ, Studentinnen aus Freimann und einer Gruppe Flüchtlinge ein Kunstwerk, das eine bleibende Brücke schlägt zwischen Außen- und Innenwelt, Straße und Camp, Anwohner_innen und Flüchtlingen. Weitere Interventionen in der Bayernkaserne folgten: www.mohr-villa.de/programm/kunst-kultur-respekt/

Mit dem Projekt EIN PLATZ FÜR ALLE greifen wir die Idee der Straßenkunst erneut auf und erweitern sie um zusätzliche urbane und mobile Kunstformen. Dafür planen wir Kooperationen mit zahlreichen Künstler_innen und Institutionen, wie dem Künstlerquartier BieBie Freimann, dem Zirkus Trau Dich, den Münchner Kulturverstrickungen, mit Sven Biller (Street-Art-Blogger), mit den Ehrenamtlichen der Bayernkaserne und vielen mehr.

Die Mohr-Villa ist getragen von einem ehrenamtlich arbeitenden Verein Mohr-Villa Freimann e.V.

 www.mohr-villa.de